- Startseite
- Erde/Umwelt
- Aktuelle Seite:
COP27: Die Ereignisse der Weltklimakonferenz im Blog
Liveblog zur 27. Weltklimakonferenz: COP27 endet mit magerem Ergebnis
In der Nacht zum Sonntag verabschiedete die Klimakonferenz ein hart umkämpftes Abschlussdokument. Trotz der historischen Einigung auf einen Entschädigungsfonds sind die Ergebnisse insgesamt mager. Unser Liveblog.
- Seit dem 6. November 2022 traf sich die Weltgemeinschaft zum 27. Mal, um über Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu reden. Veranstaltungsort der UN-Klimakonferenz (COP27) war in diesem Jahr der ägyptische Badeort Scharm el Scheich.
- Eigentlich sollte die Konferenz am 18. November zu Ende gehen, aber die Verhandlungen über die Abschlusserklärung dauerten bis Sonntagmorgen an.
- Im Zentrum stand erneut die Frage, wie sich die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzen lässt. Einige Delegierte, darunter der Verhandlungsführer der EU, befürchteten zwischenzeitlich, dass die ambitionierte Zielmarke in der Abschlusserklärung aufgegeben würde.
- Außerdem gab es Streit über »Loss and Damage«, die Ausgleichszahlungen für Klimaschäden, die reiche Staaten an ärmere Staaten leisten sollen. Die Einigung bei diesem Thema ist der größte Erfolg des Gipfels.
- Überschattet wird die Weltklimakonferenz vom Angriff auf die Ukraine, der nicht nur Misstrauen zwischen den Staaten gesät, sondern durch die Energiekrise auch viele Länder zurück zur klimaschädlichen Kohle getrieben hat.
- Die wichtigsten Entwicklungen zum Klimaschutz können Sie in diesem Blog nachlesen. Alle Inhalte zu den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit finden Sie auf unserer Themenseite.
Lars Fischer
Annalena Baerbock .Christophe Gateau / dpa / picture alliance
Die Reaktionen auf das Ergebnis der COP27 sind gemischt. Die überraschende Einigung auf einen Klima-Entschädigungsfonds immerhin wird einhellig begrüßt – auch von der deutschen Außenministerin. »Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Klimapolitik auf«, sagte Annalena Baerbock nach der abschließenden Plenarsitzung. Allerdings ist auch sie mit den Ergebnissen beim Klimaschutz und fossilen Energieträgern unzufrieden. »Dass auf Grund der Blockade von einigen großen Emittenten und Öl produzierenden Staaten überfällige Schritte zur Minderung und zum Ausstieg aus fossilen Energien verhindert wurden, ist mehr als frustrierend.« Daneben kritisierte sie die Verhandlungsführung der ägyptischen Konferenzleitung, unter anderem wegen organisatorischer Mängel.
Derweil gehen Fachleute die letzte Nacht während der Plenarsitzung genehmigten Texte durch. Viele von ihnen enthalten in letzter Minute durchgewunkene Änderungen, deren genaue Auswirkungen sich erst noch zeigen müssen. Oft geht es da um kleine, aber bedeutsame Unterschiede in den Formulierungen. So enthält die »Cover Decision«, eine Art Zusammenfassung der auf der Klimakonferenz eingegangenen Verpflichtungen, erstmals einen Verweis auf »naturbasierte Lösungen« – ein deutlicher Fortschritt, denn dies hält die Bedeutung von Wäldern und anderen Ökosystemen für den Klimaschutz fest. Ebenfalls neu ist, dass dort Lebensmittel ausdrücklich erwähnt werden.
Eine potenziell folgeschwere Nichtentscheidung haben die Parteien der Klimarahmenkonvention beim Artikel 6 über den freiwilligen Emissionshandel getroffen. Dort können Staaten, die ihr Klimasoll quasi übererfüllt haben, ihren Überschuss anderen Staaten verkaufen, die damit unvermeidliche Emissionen ausgleichen. Allerdings ist bislang unklar, ob und in welchem Ausmaß die Daten über solchen Emissionshandel bei den Staaten einsehbar sein sollen. Zu Beginn der Konferenz hatten Fachleute vorgeschlagen, die Daten transparenter zu machen, um doppelte Zählungen und Greenwashing zu vermeiden. Das allerdings ist nicht passiert – Klimaaktivisten fürchten nun, dass das den gesamten Mechanismus des Emissionshandels nutzlos oder gar schädlich machen könnte. Wie die Emissionsmärkte dann letztendlich aussehen, ist noch unklar – aber COP27 hat eine Chance liegen lassen, hier Klarheit zu schaffen.
Das war unser Liveblog zur Klimakonferenz in Scharm el Scheich. Einen schönen Sonntag wünschen wir Ihnen.
Derweil gehen Fachleute die letzte Nacht während der Plenarsitzung genehmigten Texte durch. Viele von ihnen enthalten in letzter Minute durchgewunkene Änderungen, deren genaue Auswirkungen sich erst noch zeigen müssen. Oft geht es da um kleine, aber bedeutsame Unterschiede in den Formulierungen. So enthält die »Cover Decision«, eine Art Zusammenfassung der auf der Klimakonferenz eingegangenen Verpflichtungen, erstmals einen Verweis auf »naturbasierte Lösungen« – ein deutlicher Fortschritt, denn dies hält die Bedeutung von Wäldern und anderen Ökosystemen für den Klimaschutz fest. Ebenfalls neu ist, dass dort Lebensmittel ausdrücklich erwähnt werden.
Eine potenziell folgeschwere Nichtentscheidung haben die Parteien der Klimarahmenkonvention beim Artikel 6 über den freiwilligen Emissionshandel getroffen. Dort können Staaten, die ihr Klimasoll quasi übererfüllt haben, ihren Überschuss anderen Staaten verkaufen, die damit unvermeidliche Emissionen ausgleichen. Allerdings ist bislang unklar, ob und in welchem Ausmaß die Daten über solchen Emissionshandel bei den Staaten einsehbar sein sollen. Zu Beginn der Konferenz hatten Fachleute vorgeschlagen, die Daten transparenter zu machen, um doppelte Zählungen und Greenwashing zu vermeiden. Das allerdings ist nicht passiert – Klimaaktivisten fürchten nun, dass das den gesamten Mechanismus des Emissionshandels nutzlos oder gar schädlich machen könnte. Wie die Emissionsmärkte dann letztendlich aussehen, ist noch unklar – aber COP27 hat eine Chance liegen lassen, hier Klarheit zu schaffen.
Das war unser Liveblog zur Klimakonferenz in Scharm el Scheich. Einen schönen Sonntag wünschen wir Ihnen.
Lars Fischer
Guten Morgen. Es ist geschafft! In den frühen Morgenstunden haben sich die Parteien der Klimarahmenkonvention bei der COP27 auf ein gemeinsames Ergebnis geeinigt.
Die wichtigste Einigung: Es wird tatsächlich einen Fonds für Loss and Damage geben, aus dem »besonders verwundbare« Nationen Ausgleich für Schäden durch den Klimawandel erhalten. Die Einrichtung und Finanzierung eines solchen Entschädigungstopfes war eine langjährige Forderung der ärmeren Länder und der ganz große Streitpunkt des Gipfels. Die entscheidende Wende kam am frühen Freitagmorgen, als die EU ihre bisherige Position gegen den Fonds aufgab.
Allerdings ist das wohl auch der einzige Erfolg der Konferenz. Die restlichen Ergebnisse sind eine Enttäuschung. Fossile Brennstoffe bleiben auch dieses Jahr unangetastet, nachdem schon letztes Jahr ein klares Bekenntnis zum Kohleausstieg ausblieb. Die von Delegierten und Staatsoberhäuptern verwendeten Metaphern zum Zustand des 1,5-Grad-Ziels kommen dieser Tage vor allem aus dem intensivmedizinischen Bereich. Wenn die Klimakonferenz ein Lucky-Luke-Comic wäre, dann würde der Totengräber schon das Maßband anlegen.
Insgesamt sind die Ergebnisse der Konferenz kaum über jene von Glasgow hinausgekommen. Eine weitere Enttäuschung, nachdem wegen Krieg und Energiekrise Anfang 2022 schon diverse beim COP26 vereinbarte Nachbesserungen ausgefallen waren. Positiv zu vermerken ist höchstens noch, dass es zumindest politisch Entspannung zwischen den USA und China gab. Die beiden Staaten einigten sich, beim Klimaschutz wieder zu kooperieren.
Die wichtigste Einigung: Es wird tatsächlich einen Fonds für Loss and Damage geben, aus dem »besonders verwundbare« Nationen Ausgleich für Schäden durch den Klimawandel erhalten. Die Einrichtung und Finanzierung eines solchen Entschädigungstopfes war eine langjährige Forderung der ärmeren Länder und der ganz große Streitpunkt des Gipfels. Die entscheidende Wende kam am frühen Freitagmorgen, als die EU ihre bisherige Position gegen den Fonds aufgab.
Allerdings ist das wohl auch der einzige Erfolg der Konferenz. Die restlichen Ergebnisse sind eine Enttäuschung. Fossile Brennstoffe bleiben auch dieses Jahr unangetastet, nachdem schon letztes Jahr ein klares Bekenntnis zum Kohleausstieg ausblieb. Die von Delegierten und Staatsoberhäuptern verwendeten Metaphern zum Zustand des 1,5-Grad-Ziels kommen dieser Tage vor allem aus dem intensivmedizinischen Bereich. Wenn die Klimakonferenz ein Lucky-Luke-Comic wäre, dann würde der Totengräber schon das Maßband anlegen.
Insgesamt sind die Ergebnisse der Konferenz kaum über jene von Glasgow hinausgekommen. Eine weitere Enttäuschung, nachdem wegen Krieg und Energiekrise Anfang 2022 schon diverse beim COP26 vereinbarte Nachbesserungen ausgefallen waren. Positiv zu vermerken ist höchstens noch, dass es zumindest politisch Entspannung zwischen den USA und China gab. Die beiden Staaten einigten sich, beim Klimaschutz wieder zu kooperieren.
19. November 2022
Lars Fischer
Und das war unsere heutige Berichterstattung vom Weltklimagipfel. Die Verhandlungen scheinen sich zwar ihrem Ende zu nähern, aber wann das kommt, weiß an diesem Punkt niemand. Die abschließende Plenarsitzung soll beim derzeitigen Stand um 22 Uhr deutscher Zeit beginnen – aber deren Start wurde heute schon mehrfach nach hinten verschoben.
Es gab heute zwar deutliche Fortschritte bei vielen Punkten auf der Agenda, aber bei mehreren wichtigen Themen gibt es noch wesentliche Differenzen. So zum Beispiel bei den fossilen Brennstoffen, dem 1,5-Grad-Ziel und auch dem Zeitplan für das »mitigation work programme«, das regelt, wie Staaten ihre Emissionsziele erreichen. Erschwert werden die Verhandlungen dadurch, dass anscheinend von einigen Entwürfen mehrere Versionen kursieren, mit kleinen, aber entscheidenden Unterschieden. Den Delegierten dürfte eine lange Verhandlungsnacht bevorstehen.
Das Schlimmste aber ist: Es gibt im Konferenzzentrum keinen Kaffee mehr. Wie die dpa berichtet, sind alle Catering-Stände schon geschlossen, Delegierte wurden beim Entsorgen leerer Pizzakartons gesichtet. Schon Freitag wurde demnach empfohlen, sicherheitshalber Trinkwasser mitzubringen. Die Verhandlungspartner haben also großen Anreiz, sich möglichst bald auf ein gemeinsames Dokument zu einigen.
Es gab heute zwar deutliche Fortschritte bei vielen Punkten auf der Agenda, aber bei mehreren wichtigen Themen gibt es noch wesentliche Differenzen. So zum Beispiel bei den fossilen Brennstoffen, dem 1,5-Grad-Ziel und auch dem Zeitplan für das »mitigation work programme«, das regelt, wie Staaten ihre Emissionsziele erreichen. Erschwert werden die Verhandlungen dadurch, dass anscheinend von einigen Entwürfen mehrere Versionen kursieren, mit kleinen, aber entscheidenden Unterschieden. Den Delegierten dürfte eine lange Verhandlungsnacht bevorstehen.
Das Schlimmste aber ist: Es gibt im Konferenzzentrum keinen Kaffee mehr. Wie die dpa berichtet, sind alle Catering-Stände schon geschlossen, Delegierte wurden beim Entsorgen leerer Pizzakartons gesichtet. Schon Freitag wurde demnach empfohlen, sicherheitshalber Trinkwasser mitzubringen. Die Verhandlungspartner haben also großen Anreiz, sich möglichst bald auf ein gemeinsames Dokument zu einigen.
Lars Fischer
Es sieht alles danach aus, dass es heute doch noch einen Abschlussbericht geben wird.
Derzeit verhandeln die Delegationen zwar noch hinter verschlossenen Türen, aber nun beginnen schon die ersten Konsultationen mit der Konferenzleitung über die Ergebnisse.
Der große Showdown kommt dann heute Abend bei der Plenarsitzung, auf der das gesamte Ergebnis der Konferenz verabschiedet werden soll. Dass die überhaupt angesetzt wurde, deutet darauf hin, dass die Konferenzleitung an einen Deal glaubt. Mit der Einigung bei »Loss & Damage« ist immerhin der größte einzelne Streitpunkt abgehandelt.
Derzeit verhandeln die Delegationen zwar noch hinter verschlossenen Türen, aber nun beginnen schon die ersten Konsultationen mit der Konferenzleitung über die Ergebnisse.
Der große Showdown kommt dann heute Abend bei der Plenarsitzung, auf der das gesamte Ergebnis der Konferenz verabschiedet werden soll. Dass die überhaupt angesetzt wurde, deutet darauf hin, dass die Konferenzleitung an einen Deal glaubt. Mit der Einigung bei »Loss & Damage« ist immerhin der größte einzelne Streitpunkt abgehandelt.
Lars Fischer
Es gibt eine weitere Einigung. Bei der Frage nach Emissionshandel einigt man sich auf nix, sondern schiebt das Thema weiter.
Es geht zum Beispiel um die Frage, wie man bestimmte Formen negativer Emissionen bewertet. Bei manchen Techniken wie beschleunigter Verwitterung ist schwer zu berechnen, wie viel CO₂ wirklich gebunden wird. Darüber soll jetzt eine Komission der UN befinden.
Der wichtigste Streitpunkt ist aber Transparenz. Bestimmte Aspekte der gehandelten Emissionreduktionen könnten geheim bleiben, so dass man nicht erkennen kann, wo eine Reduktion herkommt oder ob sie vielleicht doppelt berechnet wird. Das würde, kritisieren Fachleute, groß angelegten Betrug ermöglichen. Zu diesem Thema steht nichts im Text, darüber werden zukünftige Klimakonferenzen beraten müssen.
Es geht zum Beispiel um die Frage, wie man bestimmte Formen negativer Emissionen bewertet. Bei manchen Techniken wie beschleunigter Verwitterung ist schwer zu berechnen, wie viel CO₂ wirklich gebunden wird. Darüber soll jetzt eine Komission der UN befinden.
Der wichtigste Streitpunkt ist aber Transparenz. Bestimmte Aspekte der gehandelten Emissionreduktionen könnten geheim bleiben, so dass man nicht erkennen kann, wo eine Reduktion herkommt oder ob sie vielleicht doppelt berechnet wird. Das würde, kritisieren Fachleute, groß angelegten Betrug ermöglichen. Zu diesem Thema steht nichts im Text, darüber werden zukünftige Klimakonferenzen beraten müssen.
Lars Fischer
Der Grund, weshalb die Verhandlungen so kompliziert sind, ist, dass es bei der Klimakonferenz keine Mehrheitsentscheidungen gibt. Bei jeder einzelnen Entscheidung und Formulierung müssen alle Länder zustimmen oder zumindest nur leise grummeln.
Angesichts der oft unvereinbar scheinenden Positionen unterschiedlicher Länder grenzt es an ein diplomatisches Wunder, dass bisher nur eine einzige Konferenz ohne Ergebnis zu Ende gegangen ist. An der Umsetzung der Verpflichtungen hapert es dann leider oft – nicht nur bei den Klimazielen, sondern auch zum Beispiel bei den versprochene 100 Milliarden Dollar für Klimaanpassung. Verteidiger der Konferenzen betonen allerdings, dass es ohne die Vereinbarungen noch viel weniger geworden wäre.
Angesichts der oft unvereinbar scheinenden Positionen unterschiedlicher Länder grenzt es an ein diplomatisches Wunder, dass bisher nur eine einzige Konferenz ohne Ergebnis zu Ende gegangen ist. An der Umsetzung der Verpflichtungen hapert es dann leider oft – nicht nur bei den Klimazielen, sondern auch zum Beispiel bei den versprochene 100 Milliarden Dollar für Klimaanpassung. Verteidiger der Konferenzen betonen allerdings, dass es ohne die Vereinbarungen noch viel weniger geworden wäre.
Lars Fischer
Angeblich gibt es bei der Einrichtung des Fonds für »Loss & Damage« eine grundsätzliche Einigung entlang des jüngst veröffentlichten Entwurfs. Unklar ist dabei noch, wer in den Fonds einzahlt. Man könnte da zwar die Einteilung der Klimarahmenkonvention nutzen, die zwischen den klassischen Industriestaaten und Entwicklungsländern unterscheidet. In der Aufteilung gehört aber zum Beispiel China zu den Empfängerländern, was die EU-Delegation nicht akzeptieren will.
Lars Fischer
Es gibt eine Reihe neuer Textentwürfe zu kritischen Fragen, unter anderem ein Entwurf zu »Loss & Damage«. Der sieht nun vor, den umstrittenen Fonds einzurichten und ein Übergangskomitee einzusetzen, das die Details der Finanzierung festlegt. Die entsprechenden Regelungen zu Ein- und Auszahlungen sollen dann von der nächsten Klimakonferenz 2023 angenommen werden.
Außerdem enthält ein weiterer Entwurf eine Premiere: Demnach soll der Abschlussbericht eine grundlegende Reform des Finanzsystems vorschlagen. Das soll dazu beitragen, die bisher umstrittenen Finanzierungsfragen zu klären. Mehrere Länder, darunter Frankreich, unterstützen eine solche Initiative.
Umstritten ist immer noch die Frage nach Öl und Gas. Die meisten Länder unterstützen den Ansatz, eine deutliche Reduktion aller fossiler Brennstoffe in den Text aufzunehmen; bisher hat die ägyptische Konferenzleitung das aber noch nicht getan.
Außerdem enthält ein weiterer Entwurf eine Premiere: Demnach soll der Abschlussbericht eine grundlegende Reform des Finanzsystems vorschlagen. Das soll dazu beitragen, die bisher umstrittenen Finanzierungsfragen zu klären. Mehrere Länder, darunter Frankreich, unterstützen eine solche Initiative.
Umstritten ist immer noch die Frage nach Öl und Gas. Die meisten Länder unterstützen den Ansatz, eine deutliche Reduktion aller fossiler Brennstoffe in den Text aufzunehmen; bisher hat die ägyptische Konferenzleitung das aber noch nicht getan.
Lars Fischer
Der Rekordhalter beim Überziehen ist übrigens COP25 in Madrid 2019. Damals dauerte die Konferenz bis um zwei Uhr am Sonntagnachmittag. Ob COP27 früher fertig wird, ist offen. Derzeit ist die Stimmung eher niedergeschlagen.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte sogar damit gedroht, die Konferenz ohne Ergebnis scheitern zu lassen, wenn das 1,5-Grad-Ziel im Abschlussbericht fallen gelassen werden sollte. Es kursierten Vorschläge, nach denen die Staaten für die nächsten zehn Jahre keine verbesserten Klimaschutzziele vorlegen müssen, sagte sie heute in Scharm el Scheich. Die EU werde das nicht mitmachen.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte sogar damit gedroht, die Konferenz ohne Ergebnis scheitern zu lassen, wenn das 1,5-Grad-Ziel im Abschlussbericht fallen gelassen werden sollte. Es kursierten Vorschläge, nach denen die Staaten für die nächsten zehn Jahre keine verbesserten Klimaschutzziele vorlegen müssen, sagte sie heute in Scharm el Scheich. Die EU werde das nicht mitmachen.
Lars Fischer
Guten Morgen! Wer braucht schon die Fußball-WM? Verlängerung gibts auch bei der Klimakonferenz!
Die Delegierten haben die ganze Nacht über den inzwischen veröffentlichten zweiten Entwurf der Abschlusserklärung verhandelt, allerdings wohl ohne nennenswerte Fortschritte. Im Gegenteil, anscheinend steht zur Diskussion, die in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Grenze aufzugeben oder zumindest bis zur Irrelevanz aufzuweichen. Das deutet der EU-Kommissar Frans Timmermans in einem Tweet an. Dabei geht es um feine Details der Formulierungen: Der zweite Entwurf der Erklärung bezieht sich an einer wichtigen Stelle statt auf 1,5 Grad nur noch auf die Paris-Ziele allgemein – und die beinhalten auch die zwei-Grad-Grenze.
Besser sieht es bei Thema »Loss & Damage« aus, den Entschädigungen für Klimafolgen. An diesem Punkt hat die EU eine Kehrtwende hingelegt und strebt jetzt die Einrichtung eines Fonds bei der COP27 an. Das ist eine wichtige Forderung der ärmeren Länder. Gleichzeitig hat die EU China damit die Pistole auf die Brust gesetzt: Das Land ist bei den Verhandlungen eigentlich mit den G77, der Gruppe der ärmeren Staaten, verbunden – soll nun aber ebenfalls in den Fonds einzahlen wie ein reiches Land, wie Annalena Baerbock auf einer Pressekonferenz forderte.
Die Delegierten haben die ganze Nacht über den inzwischen veröffentlichten zweiten Entwurf der Abschlusserklärung verhandelt, allerdings wohl ohne nennenswerte Fortschritte. Im Gegenteil, anscheinend steht zur Diskussion, die in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Grenze aufzugeben oder zumindest bis zur Irrelevanz aufzuweichen. Das deutet der EU-Kommissar Frans Timmermans in einem Tweet an. Dabei geht es um feine Details der Formulierungen: Der zweite Entwurf der Erklärung bezieht sich an einer wichtigen Stelle statt auf 1,5 Grad nur noch auf die Paris-Ziele allgemein – und die beinhalten auch die zwei-Grad-Grenze.
Besser sieht es bei Thema »Loss & Damage« aus, den Entschädigungen für Klimafolgen. An diesem Punkt hat die EU eine Kehrtwende hingelegt und strebt jetzt die Einrichtung eines Fonds bei der COP27 an. Das ist eine wichtige Forderung der ärmeren Länder. Gleichzeitig hat die EU China damit die Pistole auf die Brust gesetzt: Das Land ist bei den Verhandlungen eigentlich mit den G77, der Gruppe der ärmeren Staaten, verbunden – soll nun aber ebenfalls in den Fonds einzahlen wie ein reiches Land, wie Annalena Baerbock auf einer Pressekonferenz forderte.
18.November 2022
Katharina Menne
Seit fast zwei Wochen wird nun in Ägypten die Zukunft des Planeten verhandelt. Die Nerven liegen blank. Es geht um die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen – und um Milliardensummen. Wird sich die Staatengemeinschaft erstmals in ihrer Geschichte dazu verpflichten, Geld für Schäden durch klimabedingte Dürren, Stürme, Überschwemmungen oder steigende Meeresspiegel in ärmeren Ländern in die Hand zu nehmen? Ein solcher Durchbruch gilt Experten als Hoffnungsschimmer des Treffens, bei dem es sonst an vielen Ecken und Enden hakt.
Ein Knackpunkt in der Diskussion: Sind auch Länder, die besonders viel Treibhausgase ausstoßen, bereit, sich zu einem Klimafonds zu bekennen und auf die Dauer auch einzuzahlen? Umstritten ist dabei unter anderem die Rolle Chinas. Das Land will im internationalen Klimaschutz weiter als Entwicklungsland behandelt werden, so wie es vor 30 Jahren im Kyoto-Protokoll festgelegt wurde. Westliche Staaten aber wollen China wegen seiner Wirtschaftskraft und der Rolle als größter Verursacher von Treibhausgasen nicht länger als Empfängerland für Gelder einstufen.
Außenministerin Baerbock stellte klar, dass Rückschritte beim Klimaschutz für die EU inakzeptabel wären. »Schlimmer als kein Ergebnis wäre ein Ergebnis, den Konsens von Glasgow und von Paris aufzuweichen, zu verwässern oder gar zurückzudrehen«, sagte die Grünen-Politikerin mit Blick auf frühere Klimakonferenzen. In einem am Freitagmorgen veröffentlichten Entwurf für die Abschlusserklärung des Gipfels wird zwar ein schrittweiser Kohleausstieg gefordert. Die Forderung etlicher Staaten, darin auch den Abschied von Öl und Gas festzuschreiben, wird aber nicht aufgegriffen.
Dass Klimakonferenzen in die Verlängerung gehen, hat Tradition. In den vergangenen 20 Jahren ist laut dem Klima-Portal »Carbon Brief« keines dieser jährlichen Treffen pünktlich zu Ende gegangen. Der ägyptische Präsident der Konferenz, Samih Schukri, sagte am Freitagnachmittag, er wolle das UN-Treffen am Samstag zu Ende bringen. Er gab die Parole aus: »Wir müssen erneut einen Gang hochschalten.« Von den Organisatoren hieß es jedoch schon, Essen und Busse auf der Konferenz seien bis Sonntagabend sichergestellt.
Wir wünschen Ihnen jedenfalls einen schönen Abend und ein erholsames Wochenende. Wir werden Sie am Montag an dieser Stelle darüber informieren, ob und wie sich die Verhandler am Ende einig geworden sind.
Ein Knackpunkt in der Diskussion: Sind auch Länder, die besonders viel Treibhausgase ausstoßen, bereit, sich zu einem Klimafonds zu bekennen und auf die Dauer auch einzuzahlen? Umstritten ist dabei unter anderem die Rolle Chinas. Das Land will im internationalen Klimaschutz weiter als Entwicklungsland behandelt werden, so wie es vor 30 Jahren im Kyoto-Protokoll festgelegt wurde. Westliche Staaten aber wollen China wegen seiner Wirtschaftskraft und der Rolle als größter Verursacher von Treibhausgasen nicht länger als Empfängerland für Gelder einstufen.
Außenministerin Baerbock stellte klar, dass Rückschritte beim Klimaschutz für die EU inakzeptabel wären. »Schlimmer als kein Ergebnis wäre ein Ergebnis, den Konsens von Glasgow und von Paris aufzuweichen, zu verwässern oder gar zurückzudrehen«, sagte die Grünen-Politikerin mit Blick auf frühere Klimakonferenzen. In einem am Freitagmorgen veröffentlichten Entwurf für die Abschlusserklärung des Gipfels wird zwar ein schrittweiser Kohleausstieg gefordert. Die Forderung etlicher Staaten, darin auch den Abschied von Öl und Gas festzuschreiben, wird aber nicht aufgegriffen.
Dass Klimakonferenzen in die Verlängerung gehen, hat Tradition. In den vergangenen 20 Jahren ist laut dem Klima-Portal »Carbon Brief« keines dieser jährlichen Treffen pünktlich zu Ende gegangen. Der ägyptische Präsident der Konferenz, Samih Schukri, sagte am Freitagnachmittag, er wolle das UN-Treffen am Samstag zu Ende bringen. Er gab die Parole aus: »Wir müssen erneut einen Gang hochschalten.« Von den Organisatoren hieß es jedoch schon, Essen und Busse auf der Konferenz seien bis Sonntagabend sichergestellt.
Wir wünschen Ihnen jedenfalls einen schönen Abend und ein erholsames Wochenende. Wir werden Sie am Montag an dieser Stelle darüber informieren, ob und wie sich die Verhandler am Ende einig geworden sind.
Katharina Menne
Mit einem hochaufgelösten Satellitenbild der Region rund um die ägyptische Stadt Scharm el Scheich will die Europäische Weltraumagentur ESA auf den Wert weltraumgestützter Beobachtungen aufmerksam machen. Das sei laut eigener Aussage wichtig, »nicht nur für das wissenschaftliche Verständnis des Klimas und die Verbesserung der Vorhersagen künftiger Veränderungen, sondern auch, um zu zeigen, wie Weltraumdaten die auf der COP eingegangenen Verpflichtungen unterstützen können.«
So trage der Copernicus-Satellit Sentinel-5P dazu bei, die weltweiten Anstrengungen zur Erkennung und Bekämpfung der wichtigsten Emissionsquellen zu verstärken und die Umsetzung der globalen Methanverpflichtung zu beschleunigen.
So trage der Copernicus-Satellit Sentinel-5P dazu bei, die weltweiten Anstrengungen zur Erkennung und Bekämpfung der wichtigsten Emissionsquellen zu verstärken und die Umsetzung der globalen Methanverpflichtung zu beschleunigen.
Die Region rund um die ägyptische Stadt Scharm el Scheich aus dem Weltall gesehen.ESA
Katharina Menne
„Wer macht die Regeln? Sind es die 630 Lobbyisten der fossilen Industrie oder sind es die Staaten, die drohen unterzugehen, wenn hier nicht geliefert wird?“Luisa Neubauer, Klimaaktivistin, mit Blick auf den ersten Entwurf der Abschlusserklärung
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.